Entwicklungskrisen: Wenn das Innere sich neu sortiert

01.12.2025
Manchmal fühlt sich eine Entwicklungskrise an, als würde man mitten im Sturm stehen – mit nur einem kleinen Schirm zwischen sich und der Welt. Viel bleibt unklar, vieles in Bewegung – und doch ist man bereits im Prozess des inneren Wandels. (Kinderzeichnung)
Manchmal fühlt sich eine Entwicklungskrise an, als würde man mitten im Sturm stehen – mit nur einem kleinen Schirm zwischen sich und der Welt. Viel bleibt unklar, vieles in Bewegung – und doch ist man bereits im Prozess des inneren Wandels. (Kinderzeichnung)

Viele Menschen glauben, dass Krisen ein Zeichen dafür sind, dass etwas "falsch läuft".

Doch psychologisch gesehen stimmt oft das Gegenteil:

Krisen sind Phasen, in denen innere Entwicklung sichtbar wird.

Sie sind kein Defekt, sondern ein Übergang.

Kein Rückschritt, sondern eine Reorganisation.

In diesem Artikel erfahren Sie:

• was Entwicklungskrisen eigentlich sind

• warum sie in jedem Alter auftreten

• warum sie sich schmerzhaft anfühlen

• welche Dynamiken dahinter stehen

• und wie man sie psychologisch einordnen kann

1. Was ist eine Entwicklungskrise? 

Eine Entwicklungskrise ist ein innerer Umbruch, der entsteht, wenn:

• etwas Altes nicht mehr funktioniert

• etwas Neues noch nicht stabil ist

Das kann passieren bei:

• neuen Lebensabschnitten

• Verlusten

• Beziehungen

• Überforderung

• Jobwechsel

• Elternschaft

• Identitätsfragen

• tiefgreifenden Erkenntnissen

• oder einfach, weil man innerlich weiterwächst

Es ist eine Form von seelischer Häutung.

Das Alte ist zu eng geworden.

Das Neue drückt – aber ist noch nicht da.

2. Entwicklungskrisen gibt es STÄNDIG – nicht nur in der Jugend

Viele kennen Krisen nur aus:

• Pubertät

• Midlife (eigentlich ein Mythos)

• Pension

Doch psychologisch gibt es viel mehr Übergänge — und zwar lebenslang.

Typische Entwicklungskrisen:

Identitätskrisen ("Wer bin ich jetzt?")

Wertekrisen ("Was ist mir wichtig?")

Beziehungskrisen (innere Neuordnung)

Rollenkonflikte ("Wie will ich sein?")

Emotionales Wachstum (alte Muster lösen sich)

Überforderungskrisen (zu viel Verantwortung)

Autonomiekrisen

Sinnkrisen

Diese Prozesse sind normal.

Nicht angenehm — aber normal.

3. Warum Entwicklungskrisen weh tun

Drei Gründe erklären die innere Spannung:

1. Weil das Nervensystem Veränderung als Gefahr bewertet

Neu = unberechenbar

Altes = sicher

Selbst wenn es ungesund war.

2. Weil alte Muster nicht mehr funktionieren

Eine Identität, die Sie früher geschützt hat, engt Sie heute ein.

Das erzeugt innere Reibung.

3. Weil das Neue Stabilität erst lernen muss

Zwischenzustände sind unangenehm.

Wir hängen "zwischen zwei Versionen von uns".

Das fühlt sich an wie:

• Unruhe

• Zweifel

• Traurigkeit

• Gereiztheit

• Überforderung

• Orientierungslosigkeit

• Identitätskrisen

Das ist nicht krank.

Das ist Wachstum.

4. Die typische Dynamik einer Entwicklungskrise

Die meisten Krisen folgen dem gleichen Muster:

1. Phase: Das Alte funktioniert nicht mehr

Innere Enge, Unzufriedenheit, emotionaler Druck.

2. Phase: Chaos & Desorientierung

Man weiß, was man nicht mehr will – aber nicht, was man braucht.

3. Phase: Suchbewegung

Man probiert aus, spürt neu, reflektiert.

Das Nervensystem bildet neue Verknüpfungen.

4. Phase: Neuordnung

Neue Grenzen, neue Werte, neue Selbstführung.

5. Phase: Stabilisierung

Das Neue wird selbstverständlich.

Viele Menschen glauben, dass sie in Phase 2 "kaputt" sind.

Dabei sind sie mittendrin im psychologischen Wachstum.

 5. Woran Sie erkennen, dass Sie in einer Entwicklungskrise sind

• Sie fühlen sich "nicht mehr wie Sie selbst"

• Sie stellen vieles in Frage

• Dinge, die früher okay waren, funktionieren nicht mehr

• Sie sind emotional dünnhäutig

• Konflikte häufen sich

• Ihre Bedürfnisse ändern sich

• die alte Identität passt nicht mehr

• Sie fühlen Druck, ohne zu wissen, warum

• Erinnerungen oder Muster tauchen auf

• Sie werden sensibler für Ungerechtigkeit oder Grenzverletzungen

Wichtig:

Das ist kein Zeichen von Schwäche.

Es ist ein Zeichen von innerer Reorganisation.

6. Wie Sie Entwicklungskrisen besser verstehen und navigieren

Hier ein paar systemisch-konstruktive Orientierungspunkte:

1. Erkennen Sie, dass es ein Übergang ist

Kein Dauerzustand. Kein Fehler.

Ein Prozess.

2. Behandeln Sie sich selbst wie jemanden, der im Umbau wohnt

Es darf chaotisch sein.

Sie müssen nicht funktionieren.

3. Räumen Sie Ihrem Nervensystem Zeit ein

Es braucht Wiederholung, Ruhe, neue Muster.

4. Stellen Sie sich die Frage: "Was passt nicht mehr zu mir?"

5. Und dann: "Was möchte entstehen?"

Nicht: Was will die Welt von mir?

Sondern: Was will ich von mir?

6. Suchen Sie Orientierung statt schnelle Lösungen

Psychoedukation, Gespräche, Reflexion —

keine "Transformation in 8 Wochen".

7. Entwicklungskrisen sind kein Ausnahmezustand – sie sind Entwicklung

Das Wichtigste, was Sie wissen müssen:

Sie brechen nicht zusammen.

Sie wachsen aus etwas heraus.

Und das fühlt sich meistens wie eine Krise an.

Wenn Sie sich gerade in einer solchen Phase befinden und Orientierung brauchen, begleite ich Sie gern in einer individuellen 1:1 Beratung.
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